Beziehung als Münzautomat?
Als Wechselstube für Zuneigung, Aufmerksamkeit, Wohlwollen?
Schon als Kinder lernen wir: Beziehung ist Handelsware.
Gibst du mir, geb ich dir.
Dieses Tauschgeschäft nährt ein unsichtbares Inventar in uns.
Eine Buchhaltung der Gefühle sozusagen, einen Kontostand für Verbundenheit.
Der Bereich dazwischen?
Schon besetzt mit einer Menge Erwartungen, Hoffnungen, Forderungen.
Ein uraltes und wohlbekanntes Prinzip: Beziehung als Abrechnung, als Quittung mit Vertragstext.
Schön im Businesskontext. Eine Katastrophe für die Seele.
Wer mit vollgepacktem Erwartungskoffer kommt, hat es nicht leicht mit dem „sich begegnen“ Wirkliche Begegnung beginnt im Loslassen.
Das darf langsam, mit zähem Widerstand und immer neuen Verlustrechnungen gelernt werden. Weniger wollen. Nur da sein. Bedingungslos, auf Empfang.
Durch radikale Gegenwärtigkeit verwandelt sich etwas zwischen Menschen.
Von der engen Röhre des Wollens zur weiten Halle der Möglichkeiten.
Hier darf alles schwer sein, schmerzhaft, ja, sogar wundervoll – ohne dass jemand gleich Bilanz zieht. Wer sich traut, nicht zu greifen, sondern zu halten, erlebt: Beziehung entsteht im „Dazwischen“.
Doch wehe, das Sehnen nach Kontrolle schwappt zurück.
Dann wird die Stille bedrohlich, die Unsicherheit unerträglich, und sofort will wieder jemand Ordnung und Verbindlichkeit – aber zack.
Beziehung, so viel steht fest, will nicht beschleunigt, nicht kategorisiert, nicht gebucht werden.
Sie ist die langsam wachsende Pflanze, nicht das fix gegossene.
Der schwierigste Teil ist der, still zuhalten, wenn Unausgesprochenes beginnt zu zerren, auszuhalten, dass manches nur gefühlt und nicht gesagt werden möchte.
Nicht-Wollen, Nicht-Sagen, Nicht-Greifen ist keine Schwäche, sondern eine hohe Kunst in der die Hoffnung keimt, dass das, was für das Leben taugt, sich früher oder später von selbst zeigt.
Dass alles sich verwandelt. In neue Erkenntnis, in fruchtbaren Boden.
Erst wenn es einen Raum gibt für alles, entsteht Beziehung, die nicht rechnet, sondern wirkt. Für ein wirkliches Miteinander, braucht es ein radikales Ja zu allem, was da ist.
Auch – und gerade – zum Unbequemen, Unerklärlichen und Ungehörtem. Beziehung ist, was wächst, wenn niemand mehr daran zieht.
