Ausstellungsdokumentation
Ausstellungsdokumentation
Vernissage
Ausstellung
Kunst
Editorial
Klanglinien im Raum – Dora Maurer trifft auf Heinz Sauer und Michael Wollny
Es gibt Abende, die tanzen aus der Zeit. In der Galerie Hoffmann, zwischen den geometrischen Verschiebungen und Farbverläufen der Ausstellung „nebeneinander übereinander nacheinander“ von Dora Maurer, geschah genau das. Eine Vernissage, ja – aber eine, die mehr war als bloße Eröffnung. Eine, die zum spannenden Zwiegespräch wurde zwischen Bild und Klang, Fläche und Ton, Konzept und Improvisation.
Das Jazzduo Heinz Sauer und Michael Wollny betrat keinen neutralen Bühnenraum. Sie spielten in der Ausstellungshalle. Ihre Musik wanderte durch die Werke der ungarischen Künstlerin, als würde sie Linien nachzeichnen, Flächen öffnen, Rhythmen spiegeln. Saxofon und Klavier als akustische Interventionen im Werkgefüge einer Künstlerin, die seit Jahrzehnten mit serieller Logik und spielerischer Strenge Strukturen verschiebt.
Dora Maurers Arbeiten denken in Zeit – ihre Serien sind Prozesse, keine Ergebnisse. Und was ist Jazz anderes als das? Auch Sauer und Wollny arbeiten mit Wiederholung und Variation, mit Zufall, Präzision, Atmung. Ihre Klänge fügten sich nebeneinander übereinander nacheinander – ein akustisches Echo des Ausstellungstitels. Keine Begleitung, keine Untermalung, sondern eine eigenständige Setzung, offen, durchlässig, immer im Jetzt.
Es war ein Dialog ohne Worte. Oder vielleicht ein Spiel aus Frage und Reaktion. Bild und Ton als gleichberechtigte Stimmen im Raum. Und plötzlich war da ein Moment: Stille nach einem Ton, Schweben nach einer Linie, Blickwechsel zwischen Besucher*innen, als wäre etwas gemeinsam entdeckt worden.
Die Galerie Hoffmann erwies sich dabei nicht nur als Ort der Präsentation, sondern als Möglichkeitsraum für Resonanz. Für Begegnung. Für das, was bleibt, wenn alles gesagt ist – und noch offen.
Was passiert, wenn Musik nicht illustriert, sondern antwortet? Wenn eine Ausstellung nicht endet, sondern weiter klingt?